TÜV Süd zertifiziert erstmals Wasserstoffventil

28. Juli 2022

TÜV SÜD Product Service hat erstmals ein Wasserstoffventil für den Einsatz in der Industrie zertifiziert. Das freiwillige Zertifikat ging an ein britisches Unternehmen. Damit unterstützt der internationale Prüfdienstleister die Energiebranche und die produzierende Industrie dabei, fossile Energieträger durch Wasserstoff zu ersetzen.

„Bisher gibt es keine klar definierten Qualifizierungs- und Prüfvorschriften für Wasserstoffventile in industriellen Anwendungen oder Pipelineanwendungen“, sagt Martin Sekura, Business Development Manager Hydrogen bei TÜV SÜD. „Zugleich stellt das flüchtige Gas hohe Anforderungen an deren Konstruktion und die Werkstoffwahl.“ Der erste Hersteller, der sich bei TÜV SÜD einer freiwilligen Prüfung unterzogen hat, ist Oliver Hydcovalves aus dem Nordwesten Englands. Das Unternehmen entwirft und fertigt Präzisionsventile für H2- und CO2-Anwendungen. Es gehört zur Oliver Valves Gruppe, einem führenden Hersteller für Ventiltechnik der Branchen Öl, Gas und Petrochemie. Das erste zertifizierte Produkt ist ein Kugelventil.

In künftigen Zertifizierungen wird TÜV SÜD die H2-Verträglichkeit der metallischen und nicht-metallischen Werkstoffe der Komponenten untersuchen sowie ihre Funktion und Gasdichtheit. Basis ist eine neue von TÜV SÜD erarbeitete Prüfvorschrift, die auf verschiedenen Normen basiert, u.a. der ISO 15848-1 bezüglich der flüchtigen Emissionen von Industriearmaturen sowie Teilen der ISO 19880-3 bezüglich der Dichtheit von Absperrvorrichtungen. Die Normen wurden entsprechend der bauteilspezifischen Bedingungen und Anforderungen von Wasserstoff ausgelegt.

Das erste Zertifikat wurde von Martin Sekura in Knutsford/England persönlich an Nick Howard übergeben, den Engineering Director von Oliver Hydcovalves. Martin Sekura: „TÜV SÜD bietet damit nicht nur einen praktikablen und realitätsnahen Weg, um stationäre Ventile für die Wasserstoffanwendungen zu qualifizieren. Mit unserer Expertise unterstützen wir auch die Transformation von Unternehmen und die Dekarbonisierung der Wirtschaft.“

TÜV SÜD hatte zuletzt neue Prüfzeichen für Brennstoffzellensysteme und H2-Komponenten vorgestellt. Wasserstoff ersetzt nicht nur in der Energieversorgung zunehmend fossile Energieträger. Die chemische und petrochemische Industrie nutzt ihn, um Stickstoffdünger und synthetische Kraftstoffe herzustellen oder Mineralöl zu raffinieren. In der produzierenden Industrie betrifft das schwer elektrifizierbare Prozesse wie die Produktion von Stahl oder Ammoniak. Ventile dienen zur Absperrung und Steuerung der Durchflussmenge oder -richtung von Flüssigkeiten und Gasen. Sie fallen unter den Oberbegriff der Absperrarmaturen, zu denen auch Kugelhähne oder Schieber zählen.

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Bildnachweis: TÜV SÜD
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck mit Vertretern des Projektkonsortiums; Bildnachweis: Kirsten Nijhof

Status Quo zum Projekt

Nachdem das Projekt im September des vergangenen Jahres gestartet ist, haben die Konsortialpartner ihre Arbeit an den einzelnen Teilprojekten mit Hochdruck aufgenommen. Im Fokus standen ingenieurtechnische Planungen, die gleichzeitig Grundlage für die verschiedenen Genehmigungs- und Anzeigeverfahren sind. Dabei sind die Konsortialpartner im engen Austausch miteinander, um diverse Schnittstellen zu entwickeln und abzustimmen. Gleichzeitig beschäftigen sich die Unternehmen an unterschiedlichen Stellen mit Standortvorbereitungen – wie Bodenuntersuchungen und Vermessungen. Von besonderer Bedeutung ist in dieser Projektauftaktphase die Entwicklung eines tragfähigen Geschäftsmodells, was auf der Grundlage eines verbindlichen regulatorischen Rahmens passieren muss. Dieser Punkt stellte die Vorhabenträger bisher vor eine besondere Herausforderung, da sich die Veröffentlichung des Delegated Act – RED II auf europäischer Ebene mehrere Monate verzögert hatte. Die Genehmigungs- bzw. Zulassungsverfahren für Windpark, Elektrolyseur, Speicher und Gasreinigung laufen bisher weitgehend planmäßig.

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