HYPOS-Mitglied r2b ist ein unabhängiges Beratungsunternehmen, das auf energiewirtschaftliche und energiepolitische Themen spezialisiert ist. Die Anwendung wissenschaftlicher Methoden und quantitativer Analysen stellt einen wesentlichen Fokus der Beratungsdienstleistungen des Unternehmens dar. Im Jahr 2024 erstellte r2b ein Gutachten zur Umsetzung der Landeswasserstoffstrategie Sachsen-Anhalts. Über die Ergebnisse dieser Untersuchung, welche Dienstleistungen das Unternehmen darüber hinaus anbietet und welche aktuellen Projekte r2b verfolgt, erklärt Lukas Strickling, Senior Berater der r2b energy consulting GmbH, im Interview. Interessierte sind zum HYPOS-Pitch am 28.03.2025 eingeladen, in dem die Modelle und Entscheidungshilfen im Wasserstoffbereich detaillierter vorgestellt werden.
HYPOS: Als Beratungsunternehmen unterstützen Sie Unternehmen bei den Herausforderungen der Energiewende. Welche konkreten Dienstleistungen übernehmen Sie im Bereich Wasserstoff?
Strickling: r2b ist ein energieökonomisches Beratungshaus mit Fokus auf quantitativen Analysen. Im Bereich Wasserstoff betrachten wir die Wertschöpfungskette von der Erzeugung (strombasiert oder sonstig) über die Speicherung und den Transport bis hin zur Abnehmerseite - je nach Projektanforderungen isoliert oder auch integrativ. Dabei haben wir vor allem ökonomische Zusammenhänge im Blick. Zentrale Fragestellungen sind beispielsweise: Wann sollte/könnte wo wie viel produziert werden? Zu welchem Preis? Wie stellt sich ein optimaler Transport dar? Wo sind Use-Cases in der Anwendung? etc. Typische Dienstleistungen sind Strategieentwicklungen, Bewertungen, Prognosen und systemische Szenarioanalysen. Häufig setzen wir in diesen Projekten auf Optimierungssoftware und modellbasierte Analysen – darauf gehe ich dann näher im Pitch ein.
HYPOS: Im Auftrag des Ministeriums für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt haben Sie vor rund einem Jahr ein Gutachten zur strategischen Umsetzung der Landeswasserstoffstrategie erstellt. Was sind die wesentlichen Ergebnisse des Gutachtens?
Strickling: Ziel des Gutachtes war eine strukturierte Auseinandersetzung mit allen Stufen der Wasserstoffwertschöpfungskette in Sachsen-Anhalt – das Bundesland verfügt ja bekanntermaßen über außergewöhnlich gute Startbedingungen. Die Untersuchung mündete in einer Analyse verschiedener Wasserstoffszenarien für das Jahr 2030 und 2045. Die gewählten Szenarien unterstellen ein Spektrum konservativer sowie progressiver Annahmen für die Entwicklung der Wasserstoffwirtschaft als Teil eines bis 2045 vollständig dekarbonisierten Energiesystems. Dazu haben wir ein Wasserstoff-Wertschöpfungskettenmodell entwickelt, das Wasserstofferzeugung, -transport, -speicherung und -verwendung im Bundesland auf Gemeindeebene und mit einer stündlichen bzw. täglichen Auflösung simuliert und optimiert. Das erlaubt es, Rückkopplungseffekte vollumfänglich abzubilden, also beispielsweise: Wie wirkt sich eine Erhöhung der Importkosten auf Erzeugung, Transportbedarfe und Einsatz der Speicher aus? Es wurde eine ganze Reihe von Szenarien untersucht. Im Ergebnis zeigt sich, dass Sachsen-Anhalt unter den richtigen Rahmenbedingungen eine robuste heimische Wasserstoffwirtschaft aufbauen kann. Allerdings ist das kein Selbstläufer und beispielsweise Risiken durch europäische Regulierung ausgesetzt. Das Gutachten finden Sie hier.
HYPOS: Was sind Ihre aktuellen Projekte im Bereich Wasserstoff?
Strickling: Inzwischen spielt Wasserstoff in den meisten unserer Projekte eine Rolle – ich möchte aber exemplarisch ein paar Projekte nennen, in denen Wasserstoff der Hauptfokus der Analysen ist und die einen Eindruck unseres inhaltlichen Spektrums vermitteln:
Beispiel für ein Projekt auf der Erzeugerseite:
Zwei beispielhafte Projekte auf der Anwenderseite:
Zuletzt ein Beispiel aus dem Bereich Energiesystemanalysen:
HYPOS: Welche Themen erwarten die Teilnehmenden beim HYPOS-Pitch?
Strickling: In meinem Pitch werde ich zunächst einen Überblick darüber geben, welche Modelle und Entscheidungshilfen wir im Wasserstoffbereich im Repertoire haben. Wir decken sehr unterschiedliche Bereiche ab, die Analysen bringen dabei aber alle eine gewisse Komplexität mit sich. Daher werde ich nach dem Überblick eines der Modelle genauer vorstellen, und zwar: Wofür ist es da? Was kann es? Wie wendet man es an? Dafür habe ich mir das oben bereits angesprochene Modell zur Investitions- und Einsatzoptimierung von Elektrolyseuren herausgesucht – passend dazu habe ich einen schematischen Überblick in nebenstehender Grafik angehängt. Neben einem „Blick unter die Motorhaube“ will ich vor allem aufzeigen, für welche Zwecke das Modell eingesetzt wird, was hineingeht und welcher Erkenntnisgewinn am Ende herauskommt. Selbstverständlich stehe ich im Rahmen der Diskussionen gerne auch Rede und Antwort zu den anderen Modellen. Ich freue mich auf einen interessanten Austausch.
HYPOS: Vielen Dank für das Gespräch. Weitere Informationen zum HYPOS-Pitch finden Sie hier.