Grüner Wasserstoff für Osterweddingen

7. Juni 2024

Enertrag SE ist ein unabhängiges Energieunternehmen, das sich auf die Erzeugung von Strom, Wärme und Energieträgern aus erneuerbaren Quellen spezialisiert. Die Kerngeschäftsfelder sind die Windenergie, Solarenergie und Power-to-X sowie deren sektorenübergreifende Anwendung. Das Unternehmen plant, baut und betreibt Anlagen und bietet darüber hinaus technische Dienstleistungen für viele andere Betreiber an. Im Interview mit HYPOS-Geschäftsführer Johannes Wege erklärt Henning Lübberding, Projektleiter im Bereich PtX Projektentwicklung bei Enertrag SE, welche Rolle Grüner Wasserstoff für das Unternehmen spielt und was die Teilnehmenden beim 4. HYPOS-Pitch erwartet.

Wege: Welche Rolle spielt Grüner Wasserstoff für Enertrag?

Lübberding: Als etablierter Energieerzeuger wissen wir, dass nur im Zusammenspiel von Windkraft, Photovoltaik und Wasserstoff eine sichere, nachhaltige und bezahlbare Energieversorgung möglich ist. Deshalb produzieren wir bereits seit 2011 Grünen Wasserstoff, um basierend auf den gewonnenen Erfahrungen die Energiewende maßgeblich voranzutreiben. In unseren Verbundkraftwerken, auf die ich in meinem anstehenden Pitch näher eingehen werde, trennt die Elektrolyse günstige von teuren Stromstunden und gibt dem Grünen Wasserstoff dabei eine ganz zentrale Rolle. In einem zukünftigen, vollständig grünen Energieversorgungssystem mit fluktuierender Stromerzeugung bietet Grüner Wasserstoff als Energiespeicher sowohl die Möglichkeit der zeitversetzten Nutzung als auch der sektorübergreifenden Anwendung.

Wege: Was ist aus Ihrer Sicht der maßgebliche Baustein für einen erfolgreichen Markthochlauf für Grünen Wasserstoff?

Lübberding: Auch wenn Grüner Wasserstoff für uns eine Herzensangelegenheit ist, muss er für den Durchbruch zu wettbewerbsfähigen Preisen angeboten werden können. Dies erfordert einerseits den massiven Ausbau der Kapazitäten zur erneuerbaren Energieerzeugung, um die resultierende Nachfragesteigerung mit bezahlbarem grünem Strom zu decken. Zum anderen bedarf es klarer Regulierungen und Fördermaßnahmen, um Investitionen anzukurbeln und Planungssicherheit zu schaffen. Erst im daraus resultierenden Prozess können technologische Fortschritte und Skaleneffekte die Kosten senken.

Derzeit beschäftigen uns z.B. notwendige Änderungen der Abstandserlasse zwischen Industrie und Wohngebieten, die aktuell noch auf der viel unsichereren, fossilen Wasserstoffherstellung basieren. Viele sorgen sich zu Recht um die Kapazität unseres Stromnetzes, wenn in jedem Haushalt eine Wärmepumpe stehen soll. Wir bieten als Entlastung und Effizienzsteigerung an, die Abwärme unserer Prozesse in kommunale Wärmenetze einspeisen, sind dabei allerdings in den darstellbaren Entfernungen physikalisch begrenzt.

Ein weiteres Beispiel ist der Aufbau des deutschen Wasserstoff-Kernnetzes, dessen Fertigstellung nach dem jüngsten Koalitionsbeschluss nicht mehr 2032, sondern spätestens 2037 erfolgen soll. Ohne Anbindung an einen H2-Backbone ist die Hochskalierung unserer Projekte in den dreistelligen Megawattbereich i.d.R. wirtschaftlich nicht sinnvoll. Sie können sich also vorstellen, welche schweren Auswirkungen diese Entscheidung auf unseren Alltag in der Projektentwicklung haben könnte. Wir hoffen sehr, dass die ursprünglich angedachten Pipeline-Entwicklungen in den prädestinierten Regionen dennoch zeitlich eingehalten werden und wir unseren Beitrag zur Einhaltung der Klimaziele rechtzeitig leisten können.

Wege: Was erwartet die Teilnehmenden beim 4. HYPOS-Pitch?

Lübberding: Im Rahmen der Veranstaltung möchte ich zunächst einen kurzen Überblick über Enertrags Strategie im PtX-Sektor und unsere Wasserstoffaktivitäten in Mitteldeutschland geben, bevor ich den Hauptfokus auf unser aktuelles Frontrunner-Projekt in Osterweddingen (bei Magdeburg) legen werde. Mit dem Spatenstich Mitte Mai startete im örtlichen Industriepark der Bau unseres Elektrolyse-Vorhabens, über das lokale Industrie- und Logistikunternehmen zukünftig ihre Wasserstoffbedarfe decken können. In der ersten von zwei Ausbaustufen am Standort Osterweddingen werden zunächst rund 1000 Tonnen Grüner Wasserstoff pro Jahr mit einem 10 MW PEM-Elektrolyseur produziert. Als dritte Phase ist ein übergreifendes Verbundkraftwerk für den Landkreis Börde geplant, dessen Konzept ich gerne mit den Teilnehmenden diskutieren werde.

Ich freue mich darauf, Ihnen unsere aktuellen Aktivitäten im Wasserstoffbereich zu präsentieren und mit Ihnen in den Austausch zu treten!

Wege: Vielen Dank für das Gespräch. Weitere Informationen finden Sie hier.

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