Fraunhofer IFF entwickelt Berechnungstool für Wasserstofftransportkosten

15. November 2024
Bildnachweis: Fraunhofer IFF

Das Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung (IFF) ist eine zentrale Forschungseinrichtung in Deutschland, die sich intensiv mit der Integration von Wasserstofftechnologien in bestehende Energiesysteme beschäftigt. Als Teil des TransHyDE-Projekts entwickelt das Fraunhofer IFF innovative Ansätze zur kosteneffizienten Umsetzung von Wasserstoffinfrastrukturen, um eine nachhaltige Energiewende voranzutreiben. Eine dieser Entwicklungen ist der "Hydrogen Transport Cost Calculator", ein Tool zur Identifizierung der optimalen Wasserstofftransportoption und zur Berechnung der Transportkosten von Wasserstoff. In diesem Interview gibt Marcel Scheffler, Projektleiter im Bereich Wasserstoff am Fraunhofer IFF, einen Einblick in die aktuellen Projekte und die Bedeutung des neuen Berechnungstools.

HYPOS: Welche Projekte verfolgt das Fraunhofer IFF im Bereich Wasserstoff?

Scheffler: Aktuell sind das folgende Projekte:

  • TransHyDE: Das Fraunhofer IFF ist ein integraler Bestandteil des TransHyDE-Projekts, das sich auf die Erforschung und Entwicklung von Wasserstofftransporttechnologien fokussiert. Dieses Projekt zielt darauf ab, verschiedene Methoden der Wasserstoffspeicherung und des Transports zu evaluieren, mit besonderem Augenmerk auf die Infrastruktur und deren Anpassung an die Bedürfnisse der Wasserstoffwirtschaft.
  • H2Verg (Wasserstoffversorgung in regionalen Netzen): Dieses Projekt untersucht die wirtschaftliche und infrastrukturelle Machbarkeit der Wasserstoffversorgung auf regionaler Ebene. Ziel ist es, Wege zu finden, um Wasserstoff als Energieträger effizient und sicher zu integrieren, sowohl für industrielle Anwendungen als auch für kommunale Netze.
  • HyperFerment: Ein weiteres wichtiges Projekt ist HyperFerment, das sich mit der Erzeugung von Wasserstoff durch Fermentationstechnologien beschäftigt. Diese Technologie nutzt biologische Prozesse, um Wasserstoff als Nebenprodukt zu gewinnen und könnte eine ergänzende Lösung zur konventionellen Elektrolyse sein.
  • Energiepark "Glück Auf": Das Fraunhofer IFF unterstützt zudem den Energiepark zwischen Eisleben, Helbra und Hettstedt. Die Machbarkeitsstudie zu diesem Projekt untersucht die Potenziale der Wasserstofferzeugung und -nutzung vor Ort, insbesondere in Verbindung mit erneuerbaren Energien.

Ansonsten gibt es noch abgeschlossene Forschungsprojekte. Diese finden Sie hier

HYPOS: Was ist das Ziel des TransHyDE-Projekts?

Scheffler: Das TransHyDE-Projekt ist ein Teil der nationalen Wasserstoffstrategie Deutschlands und verfolgt das Ziel, die Wasserstofftransportinfrastruktur in Deutschland weiterzuentwickeln. Es untersucht und bewertet unterschiedliche Möglichkeiten des Wasserstofftransports – darunter Pipelines, den Straßentransport per Lkw sowie die Speicherung in verschiedenen chemischen und physikalischen Zuständen (z.B. in Form von Ammoniak oder flüssigem organischen Wasserstoffträger (LOHC)). Das Hauptziel des Projektabschnitts vom Fraunhofer IFF  ist es, optimale Transportwege zu identifizieren und die besten Technologien zur Überwindung der "letzten Meile" zu entwickeln. Hierbei sollen Kosten, Sicherheit, Effizienz und Umweltverträglichkeit gleichermaßen berücksichtigt werden. Der Ansatz ist, eine Art "Werkzeugkasten" an Lösungen zu schaffen, die für verschiedene regionale und wirtschaftliche Bedürfnisse genutzt werden können.

HYPOS: Welche Lösungen bieten Sie mit dem Hydrogen Transport Cost Calculator und wer ist die Zielgruppe dieses Tools?

Scheffler: Der Hydrogen Transport Cost Calculator (LCOH-T Calculator) wurde entwickelt, um eine umfassende Kostenanalyse für den Transport von Wasserstoff bereitzustellen. Dieses Tool ermöglicht es Nutzern, die Kosten verschiedener Transportmethoden – wie den Straßentransport per Lkw oder den Transport durch Pipelines – detailliert zu vergleichen. Das Tool stellt sicher, dass alle relevanten Parameter, wie etwa die Distanz, die zu überwindende Geografie, die Transportmenge und die benötigten Druckstufen, in die Berechnung einfließen.

Zusätzlich arbeiten wir derzeit an der Entwicklung eines ähnlichen Tools für den zukünftig notwendigen CO2-Transport. Mit der deutschen Carbon-Strategie wird das Thema CO2-Transport immer wichtiger, und es ist sinnvoll, die Transportkosten für CO2 im Kontext mit der Wasserstoffinfrastruktur zu untersuchen. Ziel ist es, eine fundierte Entscheidungsgrundlage für die CO2-Logistik zu schaffen, die es ermöglicht, Synergien zwischen der Wasserstoff- und CO2-Infrastruktur zu identifizieren und zu nutzen. Dies wird besonders relevant, da CO2 im Rahmen der Dekarbonisierung zunehmend transportiert und gespeichert werden muss, um die Klimaziele zu erreichen.

Die Zielgruppe des Tools sind vor allem Unternehmen der Wasserstoffwirtschaft, Infrastrukturplaner, Investoren sowie politische Entscheidungsträger. Es richtet sich an alle, die eine fundierte Entscheidungsgrundlage benötigen, um in den Bereich des Wasserstofftransports zu investieren oder ihn strategisch zu planen. Insbesondere bietet es Vorteile für Energieversorger, die die Transportkosten in ihre betriebswirtschaftlichen Kalkulationen einfließen lassen müssen, sowie für lokale und nationale Regulierungsbehörden, die ein besseres Verständnis für die kostentreibenden Faktoren beim Wasserstofftransport erhalten wollen.

Das Fraunhofer IFF entwickelt bei Bedarf gerne individuell angepasste Premiumversionen des Tools für die entsprechenden Zielgruppen. Kontaktieren Sie uns einfach via marcel.scheffler@iff.fraunhofer.de, um Ihre spezifischen Anforderungen zu besprechen.

HYPOS: Vielen Dank! Den Hydrogen Transport Cost Calculator finden Sie hier.

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