EDL Anlagenbau Gesellschaft mbH tritt HYPOS bei

22. Mai 2024

Die EDL Anlagenbau Gesellschaft mbH ist eines der führenden technologieorientierten Anlagenbauunternehmen Deutschlands und kann auf mehr als 100 Jahre Firmengeschichte der Edeleanu und des Chemieanlagenbaus Leipzig-Grimma zurückblicken. Als Partner der Raffinerie-, petrochemischen und chemischen Industrie sowie des Energiesektors bietet EDL das komplette Engineering-Leistungsspektrum von der Machbarkeitsstudie bis hin zur schlüsselfertigen Lieferung von Anlagen. Mit wegweisenden innovativen Technologien wie Power-to-X (PtX) und Biomass-to-X (BtX) zur Produktion nachhaltiger synthetischer Kraftstoffe und Chemieprodukte oder den Technologien zur Herstellung von Ölen und Wachsen schafft EDL umweltfreundliche und wirtschaftliche Lösungen für ihre Kunden. So ermöglicht beispielsweise die von EDL auf Basis industriell erprobter Technologien (TRL9) entwickelte HyKero-Prozesstechnologie eine nahezu emissionsfreie Herstellung von PtL-SAF sowie von Grünem Wasserstoff und PtL-Naphtha in industriellem Maßstab. Die HyKero-Prozesstechnologie bietet eine exzellente Alternative zu fossilen Kraftstoffen und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Defossilisierung der Luftfahrt und zu einer signifikanten Reduzierung des CO2-Fußabdrucks. Im Interview zur HYPOS-Mitgliedschaft erklären Dr. Michael Haid, CEO und Dr. Rüdiger Schwarz, Leiter Strategische Kommunikation PtX-Projekte, u.a. welche Faktoren aus ihrer Sicht den Markthochlauf des Grünen Wasserstoffs maßgeblich beeinflussen.

HYPOS: Welche Rolle spielt Grüner Wasserstoff für Ihr Unternehmen?

Dr. Haid: Grüner Wasserstoff ist neben grünem Kohlenstoff ein wesentlicher Bestandteil für die notwendige Transformation und Defossilisierung hin zu nachhaltigen Energieträgern und Einsatzstoffen für die Mobilität, die chemische Industrie sowie für weitere Industriesektoren. Insbesondere Derivate des Wasserstoffs wie synthetische Kohlenwasserstoffe (PtL-SAF, PtL-Methanol, PtL-Naphtha, usw.) oder Ammoniak (PtG-NH3) erlauben einerseits einen einfacheren und energetisch günstigeren Transport sowie die Nutzung bereits bestehender Infrastrukturen. Beides wesentliche Faktoren für einen raschen Markthochlauf und erkennbare Einsparungen an Treibhausgasemissionen. Als führendes Technologieunternehmen in Deutschland unterstützen wir unsere Kunden mit innovativen Lösungen bei diesen Transformationsprozessen, angefangen von Studien bis hin zu kompletten Anlagen.

HYPOS: Auf welche Weise kann Ihre Branche von Grünem Wasserstoff profitieren?

Dr. Schwarz: Die Transformation hin zu nachhaltigen und defossilisierten Energieträgern und Chemiegrundstoffen erfordert signifikante Investitionen in neue und zu modernisierende Anlagen und Infrastrukturen innerhalb der nächsten Jahrzehnte. Die Planung, die Modernisierung und der Bau von Anlagen sind für uns als Anlagenbauunternehmen unser Kerngeschäft. Ohne den Anlagenbau wird die „grüne“ Transformation nicht möglich sein. Einen Beitrag für die Erhaltung unseres Industriestandortes auf Basis „grüner“ Anlagen zu leisten, macht uns als Arbeitgeber attraktiv und sichert nachhaltig Arbeitsplätze sowohl bei uns im Unternehmen als auch in der Region, aber auch an den Standorten, wo entsprechende „grüne“ Anlagen entstehen.

Modell der von EDL geplanten HyKero-Anlage am Standort Böhlen-Lippendorf zur Herstellung von PtL-SAF, Grünem Wasserstoff und PtL-Naphtha in industriellem Maßstab; Bildnachweis: EDL

HYPOS: Was ist aus Ihrer Sicht der maßgebliche Baustein für einen erfolgreichen Markthochlauf für Grünen Wasserstoff?

Dr. Haid: Für den erfolgreichen Markthochlauf einer grünen Wasserstoffwirtschaft in Deutschland sind eine Vielzahl an Faktoren zu berücksichtigen. Da der Markthochlauf die gesamte Wertschöpfungskette von der Erzeugung des erneuerbaren Stroms bis hin zur Nutzung des Grünen Wasserstoffs bzw. dessen grüne Wasserstoffderivate betrifft, ist ein erfolgreicher Markthochlauf nur möglich, wenn der Ausbau der einzelnen Segmente der Wertschöpfungskette harmonisiert erfolgt, Engpässe bei einzelnen Segmenten vermieden und Hürden zwischen Segmenten sowie zwischen Marktteilnehmern abgebaut werden. Hierbei spielt beispielsweise eine wesentliche Rolle:

  • Klare, harmonisierte und sowohl technisch als auch ökonomisch konsistente regulatorische Rahmenbedingungen, die eine Investitionssicherheit für einen Zeitraum von mindestens 20 Jahren sicherstellen. Das heißt, das Geschäftsmodell für bereits getätigte Investitionen darf durch zukünftig sich ändernde Regulatorik nicht gefährdet werden. Dies betrifft sowohl die Regulatorik auf EU als auch auf nationaler Ebene.
  • Der Energiesektor, aber auch viele andere Sektoren, wie beispielsweise die Luftfahrt, sind ein globales Geschäft und werden dies weitestgehend auch bleiben. Daher müssen die auf EU und nationaler Ebene geschaffenen Rahmenbedingungen so gestaltet sein, dass für unsere Industrie eine Wettbewerbsfähigkeit auf globaler Ebene weiterhin sichergestellt bleibt. Gerade für eine Exportnation wie Deutschland ist dies überlebenswichtig.
  • Grundvoraussetzung für die grüne Transformation ist die Verfügbarkeit von grüner Energie, insbesondere von erneuerbarem Strom, zu wettbewerbsfähigen Preisen. Hierbei ist zudem die Versorgungsicherheit von großer Bedeutung und nicht nur im Mittel über das Jahr gesehen, sondern zu jeder Minute und jeder Sekunde. Ohne die Sicherstellung einer hohen Auslastung von Industrieanlagen, einschließlich von Elektrolysen für die Wasserstofferzeugung, ist ein wirtschaftlicher Betrieb zumeist nicht darstellbar. Zudem erfordern viele Anlagen eine stationäre Betriebsweise. Ein instationärer Betrieb kann zu vielfältigen Problemen führen, wie schlechtere Produktqualität und mehr Ausschuss, größerem Anlagenverschleiß oder gar Beschädigung von Anlagenkomponenten z.B. bei einem kurzfristigen Ausfall der erneuerbaren Energieversorgung. Letzteres ist oftmals bei katalytischen Prozessen ein ernstzunehmendes Risiko und kann dort den Austausch von kostspieligen Katalysatoren erforderlich machen.
  • Die derzeitige Regulatorik schafft eine hohe Komplexität für die Marktteilnehmer, die in einem oder wenigen Segmenten entlang der Wertschöpfungskette aktiv sind. So kann ein Betreiber sich nicht auf sein ihm bekanntes Kerngeschäft und die für sein Geschäftsfeld erforderliche grüne Transformation konzentrieren. Er muss darüber hinaus für seine Anlageninvestition eine Vielzahl an Partnern und langfristigen Verträgen entlang der gesamten Wertschöpfungskette und unter Einhaltung komplexer regulatorischer Rahmenbedingungen berücksichtigen. Dies ist gerade für mittelständische Unternehmen weder personell noch finanziell kaum leistbar. Zudem erhöht dies die Investitionsrisiken zum Teil erheblich, sofern überhaupt alle notwendigen und passenden Partner gefunden werden können. Letztendlich verzögert dies den Markthochlauf bei dem einzelnen Unternehmen und birgt die Gefahr, dass mittelständische Unternehmen ihren Vorsprung und ihre Wettbewerbsfähigkeit sowohl national als auch international verlieren. Dadurch fehlt dann wiederum ein Baustein für die Wertschöpfungskette, was die gesamte grüne Transformation behindert und wir uns letztendlich in einem „Chicken and Egg“-Dilemma wiederfinden.

Gerne wird in der Öffentlichkeit kommuniziert, dass wir bei der grünen Transformation erfolgreich unterwegs sind. Die vorgenannten Punkte sind derzeit aber nur ansatzweise erfüllt und es ist an vielen Stellen nur wenig Fortschritt zu erkennen. Andere Länder haben zwar später mit der Schaffung von Rahmenbedingungen für die grüne Transformation begonnen, haben uns aber an einigen Stellen bereits überholt und pragmatischere und gangbarere Ansätze für einen raschen Markthochlauf geschaffen.

HYPOS: Welche Erwartungen haben Sie an eine HYPOS-Mitgliedschaft?

Dr. Schwarz: Die grüne Transformation erfordert entlang der gesamten Wertschöpfungskette eine Vielzahl an unterschiedlichen Partnern. Zudem sind die Voraussetzungen in der Region durch die bestehende Infrastruktur und Industrien hervorragend, um beim Markthochlauf für Grünen Wasserstoff und grüne Wasserstoffderivate eine Vorreiterrolle einzunehmen. Vor diesem Hintergrund erwarten wir durch unsere Mitgliedschaft und durch das Team bei HYPOS:

  • Unterstützung bei einer erfolgreichen Netzwerkarbeit auf kommunaler und politischer Ebene, zu Forschungseinrichtungen und zu Mitgliedsunternehmen in der Region.
  • Bündelung „der Kräfte“ der Akteure einer grünen Wasserstoffwirtschaft in der Region sowie Abbau von Hürden und Bedenken als Grundlage für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit.

Aus unserer Sicht würde sich der Markthochlauf einer grünen Wasserstoffwirtschaft wesentlich beschleunigen lassen, wenn sich die Akteure auf einen gemeinsamen Masterplan für die Metropolregion und darüber hinaus verständigen könnten.

HYPOS: Vielen Dank für das Gespräch. Weitere Informationen finden Sie hier.

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